Kirchenrundgang Maria Frieden - Teil 3

Die Portale

Wenn wir uns jetzt vom Klang der Glocken zu einem Gottesdienst eingeladen fühlen, wenn wir in ein inniges Gebet vor das ausgesetzte Allerheiligste, tagsüber an einem Freitag, treten wollen oder, wenn wir einfach nur die Kirche besuchen wollen, um einen Moment der Ruhe und der Besinnung zu erleben, müssen wir, um in die Kirche zu kommen, durch eines der beiden wunderschönen Portale gehen.  

Um es gleich vorweg zu nehmen, entsprechend dem im Inneren der Kirche verwendeten Material sind die Portale in Aluminiumätzung ausgeführt. Der künstlerische Entwurf und die Gestaltung der Kirchenportale stammt von dem Künstler Paul Corazolla. Die technische Durchführung erfolgte in Zusammenarbeit mit den Werkstätten Paul & Vohl, Wittenau.

Aber lassen wir doch den Künstler Paul Corazolla selbst zu Wort kommen. in der Ausgabe „Deine Gemeinde“ vom September 1970 schreibt er unter der Überschrift:

Die neuen Kirchenportale

Kirchenportale sind von altersher bevorzugte Orte künstlerischer Gestaltung, Orte der Verkündigung also. Mit ihren neuen Portalen knüpft unsere Kirche an diese Tradition an. Selbstverständlich geschieht das in der Sprache unserer Zeit. Dem einen oder anderen mag sie noch Schwierigkeiten bereiten. Die folgenden Hinweise sollen darum das Verständnis erleichtern. Das Thema der beiden Portale ist gegeben durch den Titel der Pfarrei „Maria und Frieden“: In dieser Verbindung liegt ein tiefer theologischer Sinn. Es reicht zurück bis an den Ursprung der Friedlosigkeit, das „Nein“ des Menschen zu Gott, und zeigt Maria als den Menschen der durch sein „Ja“ diese Auflehnung zurücknehmend so am Beginn des neuen Friedens steht, der uns in Christus geschenkt ist. Dem „Nein“ der Auflehnung, der Sünde gilt die Darstellung auf dem linken Eingangsportal. Die darauf angedeutete große Rundform – Symbol der Einheit, des Friedens – ist zerbrochen. In der Diagonale von unten links aufsteigend erscheinen Adam und Eva in den Gebärden von Verweigerung und Begierde, den Urgebärden der Sünde, dann der einstürzende babylonische Turm und der ermordete Abel, Bilder der Zerstörung als Folge der Sünde. Oberhalb Adels, mit ihm verbunden durch den aufsteigenden Opferrauch, ist eine der beiden Hände des Gekreuzigten angedeutet, ihr gegenüber auf der linken Bildhälfte, etwas schwerer zu entziffern, die andere Hand: Zusammen mit dem dornengekrönten Haupt ein Hinweis auf den Preis, um den der verlorene Friede des Menschen mit Gott wiedererkauft werden musste. Auf diesen Frieden bezieht sich das zweite Portalbild. Der Kreis, auf dem linken Portalbild zerbrochen, ist hier wieder zusammengefügt. In seiner Mitte erscheint das Bild der Gottesmutter. Ein Halbbogen am Fuß des Kreises deutet auf den Regenbogen, der den ersten Friedensbund Gottes ankündend über den Wassern der Sintflut erschien. Arche und Wasser geben dem Bild die untere Begrenzung. In seiner stärkeren Symmetrie ist das rechte Portal ruhiger Gegenpol zu den zerrissenen Bildformen des linken Portalbildes. Beide Bilder bringen so ihr Thema nicht nur im Gegenstand, sondern auch in der Form zum Ausdruck.       Paul Corazolla(Quelle „Deine Gemeinde“ Sept. 1970)

Der Vollständigkeitshalber sollte aber auch noch die 3. Aluminiumtür, zugegeben weniger spektakulär, dennoch erwähnt werden. Sie führt uns in die Sakristei und sie wird natürlich in erster Linie von den liturgisch Diensthabenden genutzt. Vielleicht haben wir die Möglichkeit uns irgendwann mal in der Sakristei umsehen zu können um parallel mit Verantwortlichen zur Durchführung von Gottesdiensten zu sprechen.

Doch freuen Sie sich auf den nächsten Bericht – dann gehen wir durch eines der Portale in das Innere der Kirche …