Kirchenrundgang Maria Frieden - Teil 5

Die Altarinsel und das Fenster

Die Altarinsel und das Altarfenster …

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, hat sich das II. Vatikanische Konzil nach 1965 mit den Folgen der Konstitution Sacrosanctum Concilium massiv auf den Neubau, bzw. den Umbau der Kirchen ausgewirkt. Der Altartisch nahe am Volk löste die Funktion des Hochaltars ab. Die Zentrierung auf den Priester am Hochaltar trat zurück und es wurde den Gläubigen als Gemeinde ermöglicht, aktiv in der jeweiligen Landessprache in das liturgische Geschehen eingebunden werden zu können.

Hintergrund dieser neuen Anordnung war u.a. die Gleichstellung von Wort- und Opfergottesdienst.

Aber kehren wir zurück in unsere Pfarrkirche (Abb. 2). Im Zentrum der Altarinsel steht der von Paul Brandenburg (Jahrgang 1930) im Jahr 1969 geschaffene Altar aus ungeschliffenem Christallina - Marmor „Alexander P“. Was genau der Künstler mit der Form des Altares zum Ausdruck bringen wollte, ist nicht schriftlich festgehalten. Aber eine schöne Erklärung ist im Pfarrblatt „Deine Gemeinde“ vom März 1993 nachzulesen: … die Seitenteile sind wie die gebeugten Knie des Lammes, den Rücken darbietend als Opfertisch. In der Mitte zeigt der Freiraum die Form des Kelches – alles Zeichen des Opfers Christi für uns …, eine schöne Erklärung. Auf alle Fälle wirkt der in der Mitte und an den Seiten aufgebrochene Altar so in seinem urwüchsigen Charakter erdverbunden und dem Boden verhaftet (Abb. 3 u. 4). Der Altartisch hat 2x3 in jeweils einer Mulde fest angebrachte Dorne als Halterung für die Kerzen. (Abb. 5). Dazwischen liegt das kleine Altarkreuz (Abb. 6).

Um die Bedeutung des Altares noch stärker hervorzuheben, soll an dieser Stelle der ehemalige Pfarrer unserer Gemeinde Carl-Heinz Mertz zu Wort kommen. In „Deine Gemeinde“ vom April 1990 schreibt er: Die Gebete bei der Kirchweihe richten sich zum grossen Teil auf die Weihe des Altares. Der Altarstein wird vom Bischof mit Chrisam gesalbt, es wird Weihrauch entzündetet an den vier Ecken und in der Mitte (Abb. 7). Der Altar ist ein Sinnbild für Christus.

„Er ist der einzige Priester, die wahre und einzige Gabe. Er hat sich auf dem Altar des Kreuzes dir dargebracht und uns aufgetragen, das Gedächtnis seines Opfers zu feiern bis zum Ende der Zeiten. Darum hat dein Volk diesen Altar errichtet, den wir mit Dank und Lobpreis dir weihen. Hier ist in Wahrheit der erhabene Ort, an dem sich im Sakrament das Opfer Christi vollzieht, dir zur Ehre und uns zur Erlösung. Hier ist der Tisch, an dem du deine Söhne und Töchter mit dem Leib Christi stärkst und sie zusammenführst zur einen und heiligen Kirche. Hier ist Christus der geistliche Fels, aus dem die Ströme des Lebens quellen. Hier schöpfen die Gläubigen den Heiligen Geist, der auch sie verwandelt zu einem lebendigen Altar und einer heiligen Gabe.“

Lenken wir unseren Blick nach links zum Tabernakel. Hier stoßen wir auf einen der Lieblingswerkstoffe von Paul Brandenburg, Aluminium. Ein Werkstoff, der uns bei unserem Kirchenrundgang noch öfter begegnen wird. Dieser Tabernakel, ein Kastenschrein an allen Seiten gerundet ohne Kanten auf stielförmigen Ständer (Abb. 8) ist mit Aluminiumplatten umkleidet. Auf diesen Platten ist bei genauerer Betrachtung eine kunstvoll gegossene Verästelung erkennbar. Der gesamte Schrein auf dem stielförmigen Ständer soll zusammen mit der leuchtenden roten Farbe des Ewigen Lichtes an den „brennenden Dornbusch“ erinnern (Abb. 9).

 … das Buch Exodus 3, 1-5

Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, daß Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.

Vor dem Altar stehend auf der rechten Seite befindet sich der Ambo. Der Hauptteil besteht, wie auch die Kircheninnenwände, aus Sichtbeton (Abb. 10). Links und rechts sind Aluminiumplatten angebracht, die mit den künstlerisch behandelten Oberflächen in Form von Kreuzen und Zeichen das „lebendige Wort Gottes“ visualisieren sollen (Abb. 11 und 12).

Der Priestersitz mit den zwei Lektorensitzen aus Aluminiumguß mit brauner Lederpolsterung (Abb. 13) wurden im Sommer 1992, zusammen mit der Ministrantenbank (Abb. 14), von Pfarrer Mertz ebenfalls bei dem Künstler Paul Brandenburg in Auftrag gegeben (Abb. 14/2). Die schlichte und dennoch würdige Form der Sitze fügt sich, genau wie die ebenfalls in Auftrag gegebene Aluminiumvase (Abb. 15), harmonisch in das Gesamtbild der Altarinsel ein.

Zwei liturgisch äußerst wichtige Gegenstände, die zu bestimmten Zeiten im Altarraum stehen, sollten hier auf alle Fälle hervorgehoben werden. Zum einen die große Standmonstranz und darüber hinaus der Ständer für die Osterkerze.

Die Monstranz (Abb. 16) findet regelmäßig Anwendung an jedem Freitag, dem Tag der „Offenen Kirche“ mit der Anbetung. Übrigens, eine gute Gelegenheit die Hektik des Alltags mit einem Moment der Stille zu tauschen.

Ein weiteres Kunstwerk von Paul Brandenburg ist der Ständer für die Osterkerze (Abb. 17). Die Osterkerze, entzündet in der Osternacht und unter dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi" in die dunkle Kirche gebracht, ist das Zeichen, dass der Tod vor dem Leben und die Finsternis vor dem Licht weichen muss. Die Osterkerze steht in den 50 Tagen von Ostern bis Pfingsten fest im Altarraum und brennt zu den Gottesdiensten. Außerdem wird sie das Jahr über für Taufgottesdienste und bei Beerdigungen genutzt. Der aus Aluminiumguss bestehende Ständer besteht aus einem vierteiligen Fuß, einem ca. 130 cm hohen Mittelteil an dem 4 Stiele in ein filigranes Blattwerk (Abb.18) münden, auf dem in vollendeter Leichtigkeit der Kerzenteller ruht. Die beiden auf dem Mittelteil angebrachten Miniskulpturen zeigen zum einen den „ungläubigen Thomas“, der seine Finger in die Seitenwunde des Auferstandenen legt (Abb. 19) und darüber hinaus Maria Magdalena, die als erste dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus begegnet ist (Abb. 20).

Unbestätigten Berichten zufolge meinte die inzwischen verstorbene damalige Kunstbeauftragte des Bistums Berlin Fr. Dr. Götze, der Anteil an Aluminiumkunstwerken in Maria Frieden sei nun ausreichend!

Da aber alle diese Gegenstände nicht auf einmal angefertigt wurden, werden wir der Aluminiumkunst in Maria Frieden noch öfter begegnen, spätestens bei einem unserer nächsten Besuche  in der Tauf- und/oder Marienkapelle!

Doch bis dahin gilt unsere letzte Betrachtung für heute dem wunderschönen und beeindruckenden Altarbild (Abb. 21). Unser Gemeindemitglied Rafael Bernitzky beschreibt dieses Kunstwerk. Nehmen Sie sich die Zeit dies anzuhören und fühlen Sie sich von dem Bildnis des Gekreuzigten, dessen Arme symbolisch mit fast 100 m (exakt 97,54 m) Verlängerung in Form eines abstrakt farbverglasten Oberlichtbandes das Innere der Kirche umrundet, umfasst und geborgen (zur Bildbeschreibung).